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Neue Ansätze gegen metastasierenden Brustkrebs: Minitumoren aus zirkulierenden Tumorzellen

Neue Ansätze gegen metastasierenden Brustkrebs: Minitumoren aus zirkulierenden Tumorzellen

Am 03. Januar 2025 veröffentlichte das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ)  eine spannende Pressemitteilung zu Ergebnissen eines Forschungsteams des DKFZ, die mittels Blutproben von Brustkrebspatientinnen einen neuen Ansatz entwickeln konnten, um Tumorzellen gezielt auszuschalten.

Hier die Pressemitteilung:

Im Blut zirkulierende Tumorzellen sind die „Keimzellen“ von Brustkrebs-Metastasen. Sie sind sehr selten und ließen sich bislang nicht in der Kulturschale vermehren, was die Erforschung von Therapie-Resistenzen erschwerte. Einem Team vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), vom Heidelberger Stammzellinstitut HI-STEM* und dem NCT Heidelberg** ist es nun erstmals gelungen, direkt aus Blutproben von Brustkrebspatientinnen stabile Tumor-Organoide zu kultivieren. An diesen Mini-Tumoren konnten die Forschenden einen molekularen Signalweg entschlüsseln, der den Krebszellen Überleben und Therapieresistenz sichert. Mit diesem Wissen gelang es den Forschenden, einen Ansatz zu entwickeln, um die Tumorzellen im Laborexperiment dennoch gezielt auszuschalten.

Metastasen sind die gefährlichen Ableger von Tumoren, die sich in lebenswichtige Organe wie Leber, Lunge oder Gehirn ausbreiten und meist schwer behandelbar sind. Auch wenn sich bei Brustkrebs die Prognose für die Patientinnen in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert hat, stellt metastasierter Brustkrebs immer noch eine große Herausforderung dar, da die Metastasen auf Therapien oft nur vorübergehend ansprechen.
Als Auslöser vom Brustkrebs-Metastasen gelten Krebszellen, die sich vom primären Tumor ablösen und über die Blutbahn in andere Organe einwandern. Diese zirkulierenden Krebszellen (CTCs) sind extrem selten und verstecken sich zwischen den Milliarden von Blutzellen, die in den Blutgefäßen zirkulieren.

Andreas Trumpp, Abteilungsleiter am DKFZ und HI-STEM-Direktor, hatte bereits vor einigen Jahren nachgewiesen, dass unter den zirkulierenden Tumorzellen nur einige wenige in der Lage sind, eine neue Tochtergeschwulst in einem anderen Organ zu bilden. Diese meist therapieresistenten „Keimzellen“ der Metastasen sind sehr selten, schwer zu isolieren und waren bisher im Labor nicht zu vermehren. „Das macht es schwierig, gezielt neue Therapien zu entwickeln, die die Metastasen-auslösenden Zellen direkt angreifen. Wenn wir jedoch verstehen, wie diese Zellen die anfängliche Therapie überleben und was ihr Wachstum antreibt, könnten wir die Bildung von Brustkrebs-Metastasen an der Wurzel bekämpfen und sie eines Tages vielleicht sogar ganz verhindern“, erklärt der Erstautor der Arbeit, Roberto Würth aus Trumpps Forschungsabteilung.
Dem Team um Andreas Trumpp ist es weltweit erstmals gelungen, CTCs aus Blutproben von Brustkrebs-Patientinnen zu vermehren und als stabile Tumor-Organoide in der Kulturschale zu züchten. Bislang war dazu immer ein Umweg erforderlich, nämlich die aufwändige und langwierige Vermehrung der CTCs in immundefizienten Mäusen. Um zu verstehen, wie Tumorzellen resistent gegen Therapien werden, benötigen Forscher Tumormaterial von verschiedenen Zeitpunkten im Krankheitsverlauf. Im Gegensatz zu einer chirurgischen Entnahme von Gewebeproben (Biopsie) sind Blutabnahmen einfach und können wiederholt durchgeführt werden.

Die dreidimensionalen und patientenspezifischen Minitumoren lassen sich mehrfach während der Erkrankung aus Blutproben züchten und sind hervorragend geeignet, um die molekularen Mechanismen zu untersuchen, die das Überleben von Tumoren trotz Therapie ermöglichen. Auch präklinische Tests zur Wirksamkeit bereits verfügbarer Krebsmedikamente können schnell und in großem Maßstab an Organoiden in der Kulturschale durchgeführt werden.
Die klinische Registerstudie CATCH (ClinicalTrials.gov ID: NCT05652569) im NCT Heidelberg analysiert die genetische Vielfalt der Tumorzellen von Brustkrebspatientinnen. Dank der erfolgreichen Anzucht der Organoide konnte das interdisziplinäre Forscherteam um Trumpp in enger Zusammenarbeit mit der CATCH-Studie einen Schlüssel-Signalweg identifizieren, der das Wachstum und Überleben der Brustkrebs-CTCs im Blut sichert. Dabei wirkt das Protein NRG1 (Neuregulin 1) wie ein lebenswichtiger ‚Treibstoff‘. Es dockt an den Rezeptor HER3 auf den Krebszellen an und aktiviert zusammen mit dem HER2-Rezeptor Signalwege, die Wachstum und Überleben der Zellen sichern. Spannend ist auch: Selbst wenn dieser Treibstoff ausgeht oder die Rezeptoren medikamentös blockiert werden, finden die Zellen neue Tricks. Ein alternativer Signalweg, gesteuert durch den Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptor 1 (FGFR1), springt ein und sichert Wachstum und Überleben.

„Mithilfe solcher ‚Umgehungsstraßen‘ reagieren Tumoren auf äußere Einflüsse, beispielsweise auf zielgerichtete Therapien gegen HER2. Das ist ein entscheidender Mechanismus bei der Entstehung von Therapieresistenzen“, erklärt Roberto Würth. Aber es gibt Auswege: Die Forscher zeigten an den Organoiden, dass eine kombinierte Blockade beider Signalwege (NRG1-HER2/3 und FGFR) die Vermehrung der Tumorzellen effektiv aufhalten und den Zelltod einleiten kann.

Andreas Trumpp fasst zusammen: „Die Möglichkeit, CTCs aus dem Blut von Brustkrebspatientinnen zu verschiedenen Zeitpunkten als Tumor-Organoide im Labor zu kultivieren, ist ein entscheidender Durchbruch. Damit lässt sich viel besser untersuchen, wie Tumorzellen resistent gegen Therapien werden. Auf dieser Basis können wir neue Behandlungen entwickeln, die möglicherweise auch resistente Tumorzellen gezielt abtöten. Ein weiterer denkbarer Ansatz ist, bestehende Therapien so anzupassen, dass die Entstehung von Resistenzen und Metastasen von Anfang an verringert oder sogar verhindert wird. Da die Organoide spezifisch für jede Patientin sind, ist die Methode geeignet, individuell angepasste Therapien zu identifizieren oder zu entwickeln, die optimal auf die individuelle Erkrankung abgestimmt sind.“ Vor einem Einsatz der Methode in Versorgung von Brustkrebspatientinnen muss sie zunächst in klinischen Studien erprobt werden.

*Das Heidelberger Institut für Stammzelltechnologie und experimentelle Medizin (HI-STEM) gGmbH wurde 2008 als Public-Private-Partnership von DKFZ und Dietmar Hopp Stiftung gegründet

** Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg ist eine langfristig angelegte Kooperation zwischen dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), dem Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD), der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg und der Thoraxklinik Heidelberg.

Quelle: DKFZ

Portrait von Prof. Dr. Kümmel

Brustkrebsstudie zeigte verbessertes, progressionsfreies Überleben bei fortgeschrittenem HR+, HER2- Brustkrebs

 

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Brustkrebsstudie zeigte verbessertes, progressionsfreies Überleben bei fortgeschrittenem HR+, HER2- Brustkrebs

Eine neue Phase-III-Brustkrebsstudie, die von Dr. Kümmel geleitet wurde, zeigt vielversprechende Ergebnisse für die Behandlung von fortgeschrittenem HR+, HER2- Brustkrebs. Die sogenannte postMONARCH-Studie ist die erste ihrer Art, die den Nutzen einer „Treatment beyond Progression“ mit CDK4/6-Inhibitoren untersucht. Patientinnen, deren Krankheit trotz vorheriger Therapie mit CDK4/6-Inhibitoren und endokriner Therapie fortgeschritten war, profitierten von einer fortgesetzten Behandlung mit Abemaciclib. Die Studie verzeichnete eine 27%ige Risikoreduktion für das Fortschreiten der Krankheit und demonstrierte eine signifikante Verbesserung des progressionsfreien Überlebens (PFS)

Studienaufbau und Ergebnisse

Studienleitung: Dr. Kümmel

Design: Randomisierte, placebo-kontrollierte Phase-III-Studie

Behandlung: Abemaciclib

Ergebnisse:

  1. Abemaciclib zeigte eine signifikante Verbesserung des progressionsfreien Überlebens (PFS).
  2. Es gab eine 27%ige Risikoreduktion für das Fortschreiten der Krankheit.
  3. Der Kontrollarm schnitt besser ab als erwartet, doch die Ergebnisse bestätigten den Nutzen der fortgesetzten CDK4/6-Inhibitor-Therapie.

Diese Studie zeigt erstmals, dass eine fortgesetzte Behandlung mit CDK4/6-Inhibitoren nach dem Fortschreiten der Krankheit vorteilhaft sein kann.

Mammografie Screening

Änderung ab 1. Juli – Mammographie-Screening auch für Frauen im Alter 70-75

Mammografie Screening

Änderung ab 1. Juli – Mammographie-Screening auch für Frauen im Alter 70-75

Ab dem 1. Juli 2024 wird das Mammographie-Screening-Programm zur Früherkennung von Brustkrebs auf Frauen im Alter von 70 bis 75 Jahren ausgeweitet. Bisher war das Programm auf Frauen zwischen 50 und 69 Jahren beschränkt. Frauen können sich ab diesem Datum bei den zuständigen Zentralen Stellen für einen Termin anmelden, wenn ihre letzte Untersuchung mindestens 22 Monate zurückliegt. Eine persönliche Einladung wird derzeit noch nicht versandt.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website des G-BA.

Was ist ein Mammographie-Screening?

SURVIVE-Brustkrebsstudie mit Prof. Janni

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Prof. Janni vom Universitätsklinikum Ulm hat uns auf dem Post-ASCO, dem 25. gynäkologischen Onkologie-Update der NOGGO in Berlin, die SURVIVE-Studie vorgestellt. Dabei wurden die wichtigsten und neuesten Entwicklungen in der gynäkologischen Krebsmedizin zusammengefasst, die dieses Jahr auf der Konferenz der American Society of Clinical Oncology (ASCO) in Chicago, USA, diskutiert wurden.

Zur SURVIVE-Studie

Mercks Phase-3-Studie zeigt Erfolg bei Brustkrebsbehandlung

Foto: Armin Kübelbeck

Mercks Phase-3-Studie zeigt Erfolg bei Brustkrebsbehandlung

Merck gab bekannt, dass die Phase-3-Studie KEYNOTE-522 mit Keytruda (Anti-PD-1 Therapie) ihr Ziel der Gesamtüberlebensrate bei Hochrisiko-Frühstadien von triple-negativem Brustkrebs (TNBC) erreicht hat. In Kombination mit Chemotherapie als präoperative Behandlung und anschließender Monotherapie nach der Operation zeigte Keytruda eine signifikante Verbesserung im Vergleich zu alleiniger Chemotherapie. Es wurden keine neuen Sicherheitsbedenken festgestellt. Dies ist das erste Mal, dass eine Immuntherapie-basierte Behandlung einen Überlebensvorteil bei TNBC-Patienten zeigt.

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Neue Zulassung für die Behandlung von Hormonrezeptor-positiven, HER2-negativen Mammakarzinom

Neue Zulassung für die Behandlung von Hormonrezeptor-positiven, HER2-negativen Mammakarzinom

Aktuell umfasst die Behandlung von metastasiertem Brustkrebs, welcher Hormonrezeptor-positiv (HR+) ist und den humanen epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor-2 nicht aufweist (HER2-), eine endokrine Therapie (Antihormontherapie) in Kombination mit zielgerichteten Wirkstoffen, gefolgt von einer Mono-Chemotherapie (mit einem Wirkstoff). Diese Behandlungsweise bietet nicht immer optimale Ergebnisse und ist oft mit einer verringerten Lebensqualität verbunden. In der Phase-III-Studie „TROPiCS-02“ wurde das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Sacituzumab Govitecan bewertet und die Wirksamkeit und Sicherheit verglichen mit der Behandlung nach Wahl des Arztes, bei Patient*innen mit HR+ und HER2- metastasiertem Brustkrebs.

Der Wirkstoff Sacituzumab-Govitecan setzt sich zusammen aus einem Antikörper (Sacituzumab), an den eine zytostatisch wirkende (Zellteilung hemmende) Substanz gebunden ist. Nach der Verabreichung bindet der Antikörper spezifisch an ein bestimmtes Protein an der Oberfläche der Krebszellen. Diese Bindung sorgt dafür, dass sich der zytostatische Wirkstoff ablöst und dadurch aktiviert wird. Das so freigesetzte Zytostatikum bewirkt dann Schäden im Erbgut, die zum Zelltod der Krebszelle führen.

Sacituzumab Govitecan ist bereits in mehreren Ländern für Patient*innen mit metastasiertem dreifach negativem Brustkrebs, die mehr als eine vorherige systemische Therapie erhalten haben, und in den USA für Patient*innen mit vorbehandeltem HR+/HER2- metastasiertem Brustkrebs zugelassen. In der TROPiCS-02-Studie zeigten Patient*innen, die bereits vorbehandelt waren und deren metastasierter Brustkrebs resistent auf endokrine Therapie reagierte, einen klinisch bedeutsamen Überlebensvorteil, wenn sie mit Sacituzumab Govitecan behandelt wurden, im Vergleich zu der Patientengruppe mit der Behandlung nach Wahl des Arztes.

Auf Grund dieser Studienergebnisse hat nun die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Sacituzumab Govitecan (Trodelvy®) auch zugelassen für die Behandlung von erwachsenen Patientinnen und Patienten, die an einem nicht operablen, lokal fortgeschrittenen oder metastasierten HR+/ HER2- Mammakarzinom leiden, die zuvor eine endokrinbasierte Therapie und mindestens zwei zusätzliche systemische Therapien im metastasierten Stadium erhalten haben.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]